Aktuelle Preisentwicklung auf den Energiemärkten
Seit rund einem Jahr steigen die Preise für Gas und Strom an den Börsen kontinuierlich an.
Für den Preisanstieg auf den Energiemärkten ist eine Kombination (geo-)politischer, witterungsbedingter und infrastruktureller Faktoren maßgeblich.
Kälterer Winter und Wetterunsicherheiten: Ein kälterer Winter als im Vorjahr sowie häufige Änderungen der langfristigen Temperaturprognosen führen zu erhöhter Nachfrage und Risikoaufschlägen auf den Gas- und Strommärkten. Eine längere Heizperiode oder unerwartet kalte Wellen erhöhen den Bedarf an Energie und treiben die Preise weiter an.
Dunkel- und Kühlflauten: Witterungsbedingt gibt es immer wieder Perioden mit wenig Sonneneinstrahlung und Wind, was die Produktion aus erneuerbaren Energien drosselt. In diesen Zeiten müssen Gaskraftwerke stärker genutzt werden, was den Gasbedarf erhöht und die Preise anheizt.
Kraftwerksstillegungen: Die mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung einhergehender Stilllegung von Kohlekraftwerken (Kernkraft ist bereits seit April 2023 nicht mehr verfügbar) hat die fossilen Kraftwerkskapazitäten weiter verringert. Der Bau zusätzlicher Gaskraftwerke im Rahmen der Kraftwerksstrategie hat sich mit dem Ende der aktuellen Regierungskoalition weiter verzögert. Weniger gesicherte Kraftwerkskapazitäten erhöhen die Unsicherheit und führen zu höheren Terminpreisen.
Wettbewerb um Flüssiggas (LNG): Der Wettbewerb um Flüssiggas (LNG) hat zugenommen, insbesondere mit Asien. In Kombination mit einem verlangsamten Ausbau zusätzlicher LNG-Kapazitäten ist dies als preistreibend zu interpretieren.
Wegfall russisches Gas über die Ukraine: Das Ende der Transitlieferung von Gas aus Russland über die Ukraine verstärkt die Unsicherheit und den Druck auf den Energiemarkt, da Ersatzlieferungen (z. B. LNG) aus anderen Quellen teurer sind.
Speichersituation: Die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland liegen derzeit bei ca. 40 %, was unter dem Niveau der vergleichbaren Zeiträume im Jahr 2023 und 2024 liegt – als die Winter allerdings milder waren. Es ist unklar, inwieweit die Gasspeicher während der Einspeicherzeit im Sommer durch Marktakteure vollständig aufgefüllt werden, was zusätzliche Unsicherheit über die zukünftige Versorgungslage schafft und die Preise beeinflusst. Zudem gibt es institutionelle Marktakteure, die aufgrund der europäischen Speicherfüllstandsvorgaben darauf spekulieren, dass der Staat gegebenfalls einspringt, die Speicherbefüllung übernimmt, und zwar zu „jedem erdenklichen Preis“.
Wirtschaftliche und politische Unsicherheiten: Politische Entscheidungen, wie der Ausgang der Wahlen in Deutschland und mögliche daraus resultierende Investitionen oder Entlastungen für die Industrie, könnten zukünftig die Stromnachfrage erhöhen. Diese Unsicherheiten tragen ebenfalls zur Preissteigerung bei, da die Industrie in einem solchen Szenario möglicherweise mehr Energie benötigt. Ein möglicher Handelskonflikt mit den USA - einer der wichtigen Handelspartner für Flüssiggas – erhöht ebenfalls die Unsicherheit auf den Energiemärkten.